Rundkurs am Roten Hang
Der berühmte Weinort Nierstein liegt rund 15 Kilometer südlich von Mainz direkt am Rhein. Die Besiedlungsgeschichte reicht zurück bis in die Römerzeit: Vor zweitausend Jahren befand sich hier eine römische Siedlung namens Bauconica Nova. Von deren Bedeutung zeugen noch heute die Ruinen des Sironabads, der einzigen erhaltenen provinzialen römischen Badeanlage nördlich der Alpen. Die erste urkundliche Erwähnung Niersteins geht zurück in das Jahr 742. In der Schenkung eines Weinbergs an das Kloster Lorsch durch den fränkischen König Karlmann wird auch die Niersteiner Weinlage Glöck erwähnt. Der kleine Weinberg an der Kirche gilt damit als die älteste namentlich bekannte Weinbergslage Deutschlands.
Nierstein gilt weltweit als Wiege außergewöhnlich hochwertiger Rieslingweine. Die Lagen des Roten Hangs, der seinen Namen den charakteristischen roten Sand- und Tonsteinen verdankt, zählen zu den absoluten Spitzenlagen Deutschlands. Insgesamt 22 Einzellagen gehören zum Ort, darunter so berühmte wie Pettental, Ölberg, Hipping und Brudersberg. Die Einzellagen verteilen sich auf die drei Großlagen Auflangen, Rehberg und Gutes Domtal (Bereich Nierstein). Während die ersten beiden Großlagen ausschließlich Rebflächen am Roten Hang umfassen und somit eine gewisse Qualität garantieren, ist die Bezeichnung der Großlage Niersteiner Gutes Domtal irreführend, da sie vor allem Flächen im Rheinhessischen Hinterland vereint, die ebenfalls zum Bereich Nierstein zählen.
Mit rund 780 Hektar Rebfläche ist Nierstein nicht nur die größte Weinbaugemeinde in Rheinhessen, sondern am gesamten Rhein und zudem die sechstgrößte in Rheinland-Pfalz. In der selbst ernannten „Riesling City“ werden zu 72% weiße Rebsorten angebaut. Im Niersteiner Rebsortenspiegel nimmt der Riesling mit 16% hinter dem Müller-Thurgau (18%) den zweitgrößten Anteil ein. An dritter Stelle liegt der Dornfelder mit 12%.
Trotz der herausragenden Bedeutung Niersteins als Weinort gab es hier bis zum Jahr 2003 keinen Weinlehrpfad. Der Niersteiner Weinlehrpfad ist auch kein Lehrpfad im eigentlichen Sinne, sondern besteht aus einer knapp fünfzig Meter langen Rebzeile entlang der Kleinen Steige. Präsentiert werden hier zwölf in Rheinhessen besonders häufig angebaute Rebsorten. Angelegt wurde der Lehrpfad vom Niersteiner Bürgerrat, seit 2005 wird er von den Wartturmfreunden gepflegt. Auch wenn er selbst eher unspektakulär ist, bildet er doch einen hervorragenden Ausgangspunkt für Spaziergänge durch den Roten Hang, wo zahlreiche Aussichtspunkte herrliche Blicke auf das Rheintal bieten.